Geschichte


Die Geschichte der Kreyenbrücker Mühle


Als Urenkel des Müllermeisters Johann Hustedt habe ich an der Geschichte der Kreyenbrücker Mühle Interesse gefunden und viel Zeit damit verbracht im Oldenburgischen Staatsarchiv und der Landesbibliothek verwertbares Material zu finden.

Aus den gesammelten Informationen entstand die Geschichte der Mühle zu Kreyenbrück, welche im gleichnamigen Stadtteil, im Süden der Stadt Oldenburg, auf einem großen parkähnlichen Hintergrundstück an der Cloppenburger Straße steht.

Am Ende der damaligen Cloppenburger Chaussee, schräg gegenüber dem noch heute so bezeichneten Windmühlenweg, kaufte Eilert Wilhelm Bölts im Jahre 1880 ein ca. 2700 m² großes Grundstück. Den Angaben des Brandkassenregisters zu Folge wurde darauf 1882 die Windmühle zu Kreyenbrück erbaut. Da Kreyenbrück ein Ortsteil der Gemeinde Bümmerstede war, wird die Kreyenbrücker Mühle deshalb auch als Windmühle zu Bümmerstede im Brandkassenregister erwähnt. Müller Bölts fügte der Mühle im Laufe der Zeit einen unabhängig von den vorherrschenden Winden arbeitenden Dampfantrieb sowie ein Sägewerk hinzu.

Am 6. November 1906 wurde ein Konkursverfahren gegen Herrn Bölts eröffnet, dem eine Zwangsversteigerung im November des gleichen Jahres folgte.

Der Müller Heinrich Wilhelm Stolle zu Osternburg erwarb nun das Grundstück einschließlich des Mühlengebäudes.
Durch eine Zeitungsannounce im Jahr 1907 dieses bekannt:

"Nachdem ich die Wind- und Dampfmühle des Herrn Bölts käuflich erworben habe, mache ich den geehrten Bewohnern von Kreyenbrück und Umgegend die Mitteilung, dass die Reparatur der Dampfanlage bereits erledigt ist und ich außer der Windmühle jeden Mittwoch und Sonnabend die Dampfmühle in Betrieb habe. Außerdem empfehle ich die Sägerei zur fleißigen Benutzung. Ergebenst

Heinrich Stolle"
Kaum ein halbes Jahr später berichtete die Oldenburger Zeitung "Nachrichten für Stadt und Land" vom Mühlenbrand in Kreyenbrück:

"Am Sonnabend Nachmittag den 20. Juli wütete ein großes Schadenfeuer. Es brannte die Kreyenbrücker Korn- und Sägemühle des Herrn Stolle, die sich in der Nähe des Bümmersteder Courier rechts von der Chaussee befand. Das Feuer kam kurz vor 4 Uhr, als man sich zum Vespern anschicken wollte, zum Ausbruch. Man vermutet, und dieses ist auch anzunehmen, dass ein Funke durch den hohen Schornstein der Dampfmühle auf das Reitdach der Mühle gekommen ist, der bei dem starken Winde gezündet hat (...)."

Trotz des Brandunglückes wurde der werten Kundschaft mitgeteilt, dass das Mehl- und Getreidegeschäft fortgeführt werde.

Den kompletten Bericht finden Sie hier[klick...]
Dieses wurde noch im Dezember desselben Jahres mit einem kompletten Neubau in die Tat umgesetzt. Das neue Gebäude war ein Galerieholländer an dem auch ein neues Dampfmaschinengebäude angebaut wurde.
Der besondere viereckige Grundriss, die nur fünf monatige Bauzeit sowie eine, den Mühlen in Thulendorf und Scholen gleichende, Außenansicht sprechen für die Ausführung durch die Mühlenbaufirma O.M.Hofwolt aus Rostock.

Vermutlich durch den Kauf und später nötigen Wiederaufbau nach dem Brand, geriet Müller Heinrich Stolle in finanzielle Schwierigkeiten, sodass am 16. März 1909 auch gegen ihn ein Konkursverfahren eröffnet werden musste.

Für die folgenden vier Jahre übernahm Olaf Magnus Hofwolt, Mühlenbaumeister zu Rostock sein zuvor erstelltes Gebäude.


Im Juli des Jahres 1913 kam die Mühle in den Besitz meines Urgroßvaters Johann Hustedt, geboren in Okel, Kreis Syke. Den Kaufvertrag finden Sie hier [klick...]

Fünf seiner sechs Söhne standen ihm im Betrieb tatkräftig zur Seite. Dem Sohn Friedrich wurde die Leitung der Geschäfte 1935 übertragen, da sein Vater Johann erblindete.
Erfolgreiche Jahre folgten, bis ein paar Tage vor Kriegsende die Familie von einem schweren Schicksal getroffen wurde: Einmarschierende kanadische Truppen sprengten mit vier Minen den gesamten Mühlenkomplex, welcher während der Kriegsjahre bisher verschont geblieben war.

Der letzte in der Stadt Oldenburg existierende Galerieholländer, das Wahrzeichen von Kreyenbrück, war von der Bildfläche verschwunden.

Aus existentiellen Gründen wurde der Kornhandel in einem Stallgebäude weiter betrieben und konnte dank der Hilfsbereitschaft einiger Oldenburger Müller, die ihr in der zerstörten Mühle eingelagertes Korn nicht zurückforderten, aufrechterhalten werden. Hierbei ist im besonderen Müller Alfred Janssen zu nennen.

Während mein Großvater Friedrich Hustedt sich von seinem, ob der Geschehnisse erlittenen Nervenzusammenbruch erholte, hatte meine Großmutter Adele die Geschäfte weitestgehend in die Hand genommen und dafür Sorge getragen, dass im Jahre 1946 die Motormühle zu Kreyenbrück erbaut wurde.
Durch Heirat der Müllerstochter Käte Hustedt mit Eduard Wiede bekam das Müllerpaar tatkräftige Unterstützung.

Nach dem Tod des Müllermeisters Friedrich Hustedt im Jahre 1966, führte sein Schwiegersohn und mein Vater Eduard Wiede den mittlerweile zum Landhandel ausgebauten Betrieb eigenständig weiter.

Als mein Vater 1978 wegen Erwerbsunfähigkeit den Betrieb aufgab, war die aktive Zeit der Kreyenbrücker Mühle beendet.

In den folgenden Jahren wurde das Gebäude als Galerie und Atelier genutzt.

Erst im Jahre 1998 begann ich, Erich Wiede, mit der Restauration der Mühle.
Da ich schon als Jugendlicher den Mühlenbetrieb kennen gelernt hatte, fiel mir die Arbeit nicht schwer.
Sämtliche Maschinen die noch vorhanden waren, wie u.a. zwei vollständige Mahlgänge, ein Elevator, eine Kornmischmaschine und eine Saatgutreinigung sowie eine Saatgutbeizmaschine und Sackwinde wurden wieder funktionstüchtig gemacht und zeigen sich dem Besucher in einwandfreiem Zustand.

So können nach vorheriger Absprache Mühlenführungen angeboten werden.
Die Geschichte der Mühle zu Kreyenbrück ist somit noch nicht beendet.